Als ich am 1. Juni 1992 meine erste Stelle in der Digitalindustrie angetreten habe, hatte ich keine Ahnung, auf was ich mich einlasse. Ich hatte nur schon ziemlich bald das Gefühl: „Das wird groß.“
Ich bin dann über 30 Jahre durch die Digitalisierung der Industrie gereist, mit Höhen und Tiefen, in vielen verschiedenen Rollen, vom Techniker über den Berater bis zum Strategen, in den Vorstandsetagen großer Unternehmen ebenso wie in den Fluren der Werke und den IT- und den Ingenieursabteilungen. Ich hatte das Privileg, sowohl die Digitalwirtschaft als auch die Industrie von vielen Seiten zu sehen und in vielen Ländern und Kontinenten. In 10 Jahren als Entwicklungs- und Produktmanager in einem Start-Up konnte ich die Begeisterung mit Innovation und Erfolg ebenso erleben wie das Anschleichen von Niederlagen. Im Großkonzern IBM habe ich das Consulting-Handwerk erlernt und in internationalen Konzernen der Automobilindustrie große Integrations- und Veränderungsprojekte betreut. Bei PTC habe ich die strategische Entwicklung in der Digitalen Transformation ebenso mit den Kunden wie im eigenen Hause betrieben und gestaltet, mit wunderbaren Erfolgen und gelegentlichen Rückschlägen. In Meetings, In Fachbereichen, in kritischen Sitzungen von Inner-Circles und in Tagen und Nächten voll von immer wieder neuen Herausforderungen, in Europa, Asien und USA. Ich habe in Gremien um Vereinbarungen gerungen, bin auf Konferenzen an der Gläubigkeit meiner Kundschaft an die Technik verzweifelt und habe auf Bühnen und in Unternehmensfluren Menschen vom gemeinsamen strategischen Denken überzeugt.
Denn eines hatte ich begriffen: Die wirkliche Kunst ist nicht, Technik zu erschaffen. Die wirkliche Kunst ist, Technik zu beherrschen und sie als nützliches Werkzeug an Menschen zu vermitteln.
Die Digitalwirtschaft ist eine junge Disziplin, und sie hat in ihrem jugendlichen Übermut die Welt in kürzester Zeit erobert und auf den Kopf gestellt. Sie hat sich vom hilfreichen Geist in die vorherrschende Disziplin verwandelt und setzt nun Regeln und Gesetze, von denen sie selbst weiterhin überfordert ist.
Auf meiner Reise durch die Entwicklung dieser Welt konnte ich viele Erfahrungen mitnehmen und Ansätze entwickeln, mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Und ich habe festgestellt, dass es wertvoll ist, diese Erfahrungen aufzuschreiben und mit all denen zu teilen, die in der Digitalen Transformation Verantwortung übernehmen wollen. Denn auch wenn ich nicht immer recht habe: Nichts ist wichtiger als eine gemeinsame Sprache zu finden in der Bemühung, große Herausforderungen zu bewältigen. Das habe ich schon früh in meinem Engagement im ProStep iVIP Verein und vor allem im Board des "Code of PLM Openness" erfahren und unterstützt, als es darum ging, unter den im Wettbewerb stehenden Unternehmen einer zunehmend vernetzten Industrie gemeinsame Regeln zu formulieren, ohne die eine weitere Entwicklung kooperativen Arbeitens niemals möglich gewesen wäre.
Zuletzt verantwortete ich bei PTC die Rolle als Leiter des globalen Customer Strategy Office. Es ging hier um die Weiterentwicklung der Partnerschaft zwischen einem Digitalunternehmen in der Digitalen Transformation und dessen sich selbst ebenfalls transformierenden Kunden in der Industrie.
Diese Tätigkeit ergänzte ich durch die Rolle als Vorsitzender des Arbeitskreises Industrie 4.0 beim Digitalverband Bitkom. Hier arbeiten Digital- und Industrieunternehmen gemeinsam am Erfolg des Digitalen Wandels mit dem Ziel, Vertrauen und die Sicherheit für die notwendigen Investitionen zu schaffen.
Darüber hinaus war bin ich Mitglied in der Plattform Industrie 4.0 - hier treffen Industrie, Wissenschaft und Politik zusammen um über Wettbewerbsgrenzen hinweg neue Industrielle Konzepte zu erarbeiten und zur Umsetzung zu bringen. Eines der herausragendsten Ergebnisse ist die "Asset Administration Shell" oder auf deutsch "Verwaltungsschale", die durch die IDTA, die "Industrial Digital Twin Association" in die Wirklichkeit geführt wird. Sie repräsentiert die neue Sprache der digitalisierten Industrie, die die Zusammenarbeit erst ermöglicht und in eine skalierbare Form bringt. Als Mitglied des Vorstands der IDTA konnte ich entscheidende Schritte einleiten, um Digitalunternehmen und Industrie zum allgemeinen Nutzen zusammenzuführen.